Das Ansetzen von Blutegeln könnte man auch als kleinen Aderlass bezeichnen. Jedoch entzieht der Blutegel nicht nur einfach Blut, er sondert Blutgerinnungshemmer in die Bissstelle ab. Das führt dazu, dass diese Wunden noch so lange nachbluten.
Im Wesentlichen bestehen diese Blutgerinnungshemmer aus den Enzymen Hirudin und Heparin. Damit wird das „dickflüssige“ Blut verdünnt. Frisches, unverbrauchtes Blut fließt zur Region der Bissstelle. Das ist es, was bei der Behandlung mit Egeln bewirkt werden soll. Es wird eine Entgiftung von krankem Gewebe, Blut und Gewebsflüssigkeit (Lymphe) angestrebt.
Der Therapeut beabsichtigt mit dem Einsatz der Blutegel eine Entzündungshemmung. Die Wirkung auf krankhafte Wasseransammlungen (Ödeme) und andere Stauungen ist nachgewiesen. Der Egel saugt durch Entzündungen hervorgerufene und nichtentzündliche Gewebsflüssigkeiten sowie Blutergüsse auf. Darüber hinaus wird eine allgemeiner Beruhigung, Schmerzverminderung und Krampflösung bezweckt. Die Widerstandskraft soll erhöht werden.
Hat sich der Blutegel vollgesaugt, lässt er von alleine los. Auf keinen Fall soll versucht werden den Egel gewaltsam zu entfernen.
Die Wunde ist mit einen stark saugfähigen Verband abzudecken, der groß bemessen sein muss. Die Bisswunden bluten noch bis zu 24 Stunden. Gegebenenfalls ist der Verband zu wechseln.
Anwendungsmöglichkeiten der Blutegelbehandlung:
- Alle Entzündungsvorgänge
- Alle Krankheitserscheinungen rheumatischer Natur, insbesondere Weichteilrheuma, aber auch akuter und chronischer Gelenkrheumatismus. (Besonders Gelenkergüsse und andere Stauungen infolge von verletzenden Einwirkungen und/oder Folgen von operativen Eingriffen.)
- Alle Krankheitszustände, mit krampfhaften Erscheinungen, besonders der Blutgefäße, die mehr oder minder stark vorhanden sind (Migräne, Angina pectoris, Krämpfe in der Schwangerschaft, schmerzhafte Monatsblutungen).
- Blutegeltherapie ist blutreinigend und bluterneuernd.
- Blutegel können da angewandt werden, wo ein Aderlass aus der Vene nicht möglich ist.
Natürlich gibt es auch Gegenanzeigen: Bluterkrankheit Diabetes (Zuckerkrankheit) Einnahme von Medikamenten, die das Blut verflüssigen (Marcumar) Arterielle Verschlusskrankheit (AVK) Schwangerschaft
Damit die Egel beißen, muss einiges beachtet werden: Egel sind sensible Tiere, die Unruhe und Helligkeit schlecht vertragen. Ist das Patientenblut durch Medikamente verändert, kann dies auch ein Grund für mangelnde Bissfreudigkeit sein. Aber auch Stoffe wie parfümierte Seifen und Cremes wirken auf den Egel abweisend.
Zu warnen ist vor einer Selbstbehandlung. Nur Ihr Heilpraktiker kennt seriöse Bezugsquellen der „medizinischen“ Blutegel und kann diese fachgerecht anwenden.